DAVID KLAMMER – DIE LINIE
KUNSTHAUS WIESBADEN
»Die Linie // Was vom Wasser blieb« zeigt Flutlinien und Spuren an Innenwänden von Wohnhäusern, die das Jahrhunderthochwasser 2021 an der Ahr nach Ablauf der Pegelstände sichtbar machte. Nachdem Möbel, Erinnerungen und Bilder herausgeschafft, der Schlick weggeschippt war, zeugen Wasserspuren von der Katastrophe in den Wohn- und Schlafzimmern. Kratzer verrückter Möbel, Ränder von Bildern, die vor Kurzem noch an den Wänden hingen. Und immer wieder Abdrücke von Händen. Helferhände, Hände von Bewohnern. Wie um Hilfe rufend oder als Zeugnis dessen, hier gewesen zu sein. Inmitten einer großen, kaum darstellbaren Katastrophe.
David Klammer hat die Serie in verschiedenen Dörfern und Städten an der Ahr fotografiert: in Dernau, Rech und Mayschoß. Die Wasser waren abgelaufen, die Wohnungen verwaist. Alles Persönliche, das ein Zuhause ausmacht, war verschwunden, der Schlamm getrocknet. Die Serie zeigt in ihrer schwarzweißen Zweidimensionalität Spuren und Ahnungen persönlicher Schicksale. Einen Nicht-Raum, der wieder gefüllt werden wird mit Leben und neuen Erinnerungen. »Es schien mir wie das Höhlengleichnis von Platon. Ich konnte nur Schatten erkennen, aber nicht deren Quelle«, so der Fotograf.
David Klammer. 1961 geboren in Berlin. Studierte Kommunikationsdesign bei Prof. Angela Neuke und Prof. Klaus Armbruster. Nach seinem Examen 1996 arbeitete er als Fotograf für Stern, Geo, Die Zeit oder das Time Magazine. Seit 2006 arbeitet David Klammer verstärkt an freien Projekten, die er selbst oder durch Stipendien finanziert. Klammer ist seit 2007 Mitglied der Fotoagentur laif.
davidklammer.com
instagram.com/david.klammer