BURKHARD SCHITTNY – JASKOLKA
AKTIVES MUSEUM SPIEGELGASSE
1946 wurde Burkhard Schittnys Mutter im Rahmen der »Operacja Jaskółka« aus dem heute polnischen Klodzko gen Westen vertrieben. Sie war damals erst zehn Jahre alt, verließ ihre Heimatstadt als Flüchtling in einem Viehwaggon und brach auf zu einer siebentägigen Reise.
Das Video, basierend auf den chronologisch angeordneten 10.361 Filmstills von Schittnys Fotoprojekt »Alte Heimat. Neue Heimat«, für welches der Künstler dieselbe Strecke knapp 70 Jahre später zurücklegte, erinnert an diese Fahrt: eine Fahrt ins Ungewisse, deren laute Tonspur Gewalt und Krieg genauso heraufbeschwört, wie es auch die schemenhaft flackernden, stakkatohaften Sequenzen aus dem fahrenden Zug tun. Unlösbar bleiben die heute aufgenommenen Bilder mit der Vergangenheit verbunden, doch verweisen sie genauso auf aktuelle politische Geschehnisse, auf Ohnmacht, Flucht und das Trauma der Vertreibung im 21. Jahrhundert.
»Operacja Jaskółka« nannte sich eine britisch-polnische Vereinbarung zur Umsiedlung Deutscher nach dem Ende des 2. Weltkrieges. Das polnische Wort »Jaskółka« bezeichnet eine Schwalbe: einen Zugvogel also, der doch nicht mehr zurückkehren wird.
Burkhard Schittny. Geboren 1966. Lebt in Hamburg. Studium in Bremen und London. Abschluss Master of Fine Arts. Ab 2010 widmete er sich dem Thema Macht, insbesondere dem kriegspolitischen Machtmissbrauch und dem daraus resultierenden Einfluss auf die Gesellschaft, woraus sich die Werkgruppe »Legacy Projects« bildete. Zu Schittnys künstlerischem Repertoire zählen Fotografie, Video, Sound, Performance, Installation und textbasierte Präge-/Fotoarbeiten.
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