Toby Binder

»Die geteilte Jugend von Belfast«

Es gibt kaum ein anderes Land in Europa, in dem ein vergangener Konflikt im täglichen Leben noch so präsent ist wie in Nordirland. Nicht nur durch physische Barrieren wie Mauern und Zäune, sondern auch durch eine ideologisch gespaltene Gesellschaft. Denn die Arbeiterquartiere von Belfast sind bis heute homogen in loyalistische und nationalistische Stadtviertel geteilt. Wie kann die Zukunft für Jugendliche in einem Land aussehen, in dem so viel rückwärtsgewandt scheint? In dem vor allem die Alten an Symbolen und Tradition festhalten? In dem protestantische und katholische Kinder noch immer nicht gemeinsam zur Schule gehen und Jugendlichen oft vorgegeben wird, wie sie zu sein und denken haben – schlicht aufgrund ihrer Herkunft?

Gleichzeitig tragen sie die gleiche Kleidung, haben den gleichen Haarschnitt, hören die gleiche Musik und leiden unter den gleichen Sorgen wie Gewalt, Arbeitslosigkeit und soziale Diskriminierung. Und dennoch wird langsam Realität, was noch vor 15 Jahren undenkbar schien: Es gibt immer mehr konfessionell gemischte Teenager-Paare, welche die alten Zeiten endgültig hinter sich lassen wollen. Gibt es endlich eine gemeinsame Zukunft für die Jugend von Belfast?

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Toby Binder. Geboren 1977 in Esslingen. Kommunikations-Design-Studium an der Kunstakademie Stuttgart bis 2005. Toby Binders Langzeitdokumentationen setzen sich mit Menschen am Rand der Gesellschaft auseinander. Oft in Nachkriegs- und Krisensituationen, aber auch im Alltag von Kindern und Jugendlichen, deren Perspektive seine Arbeit häufig einnimmt. Seine Arbeiten wurden mehrfach international ausgezeichnet, u.a. mit dem Sony World Photography Award 2025.